Sonntag, 20. Oktober 2013

Was macht Bologna mit den Studenten?

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Am vergangenen Samstag (19.10.2013) fand an meiner Hochschule - natürlich gehört sie nicht mir, aber ich studiere dort -  der jährliche ALEX-Day (ALumni-EXchange) statt. Junge Absolventen der Hochschule, welche ihren Karriereweg begonnen haben, noch beginnen werden oder sich auch schon selbsständig gemacht haben, treffen sich dort mit den aktuell Studierenden und tauschen sich über die eigenen Erfahrungen aus. Für viele Studenten hat der Begriff ¨Karriere¨ eine klare Bedeutung, nur der Zeitpunkt, an dem sie beginnt, ist meist nicht ganz klar.

Jedenfalls hat es auch an diesem Tag wieder eine Podiumsdiskussion zum Thema ¨Studium: Und dann?¨gegeben. Alumnis aus verschiedenen Branchen waren vertreten. Darüber hinaus war Keynote Speaker Dr. Walter Jochmann in dieser Runde vertreten. Obwohl es hauptsächlich darum ging, ¨was mache ich nach meinem Studium? Trainee, Direkteinstieg, Master, Selbstständigkeit?¨, hat es nicht lange gedauert bis sich kritische Stimmen zur Bologna-Reform hervorgetan haben.

Doch was hat die Umstellung vom begehrten Diplom auf das Bachelor-/Mastersystem eigentlich bewirkt? Böse Stimmen behaupten, es würde eine Kohorte unfertiger Absolventen geben, die kaum eine Chance haben, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Dies wird oft dadruch begründet, dass die Umstellung auch eine deutliche Verkürzung der Studienzeit bedeutete. Ich bezweifle, dass das wirklich der Fall ist. Dass diese Aussage viel zu pauschal ist, sollte klar sein. Ob es sinnvoll ist, nach dem Bachelor noch den Master anzuhängen, hängt stark von der Branche ab, in der ein Absolvent sich bewegen möchte. Für viele Direkteinstiegsmöglichkeiten stellt das kaum ein Problem dar. In der Beraterbranche sieht das allerdings schon ganz anders aus. Kunden wollen von ¨professionellen¨ Beratern betreut werden. Was auch immer professionell in diesem Zusammenhang bedeutet. Bei den teilweise sehr hohen Tagessätzen, die ein Berater beim Unternehmen verdient, ist es sehr schwer, mit einem Bachelor diese Summen zu rechtfertigen. In den Köpfen der Unternehmer steckt eben immer noch der Vergleich zwischen Bachelor/Master und (Vor-)Diplom.

Für mich ist ein Bachelor nicht weniger wert als ein Master, wenn man den Direkteinstieg oder ein Trainee wählt, in dem die spezielle Expertise sich erst nach einem Jahrzehnt herausbildet. Die verkürzte Studienzeit bietet auch die Chance sich frühzeitig mit dem komplexen Arbeitsmarkt auseinander zu setzen. Für mich steht ein Master fest - wahrscheinlich berufsbegleitend, da ich aber noch nicht weiß, welche Spezifikationen für mich sinnvoll sind, ist auch die Wahl nach dem richtigen Masterstudiengang für mich schwer. Mein nächster Schritt wird es jedenfalls sein, nach dem Bachelor erst einmal ein Praktikum im Ausland zu machen. Vielleicht habe ich dann eine bessere Vorstellung davon, was mein Masterstudium beinhalten soll. 

Freitag, 18. Oktober 2013

Das MLP Förderprogramm: Erschließt sich dadurch das eigene Fremdbild?

Quelle: Pixabay.com
Das MLP ¨Förderprogramm¨ hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Lücke zwischen dem Selbstbild und dem Fremdbild zu schließen. Der zentrale Punkt bei diesem Programm ist der Golden Profiler of Personality, welcher Online zuvor durchgeführt und ausgewertet wurde.
Die letzte Übung ist mir sehr stark in Erinnerung geblieben. Jeder Teilnehmer hatte vier verschieden Karten in unterschiedlichen Farben (Rot, Gelb, Blau und Grün) bekommen. Während wir planlos durch den Raum marschierten, sollten wir uns vorstellen, welche Karte und damit welche Eigenschaft wir einem anderen Kursteilnehmer zuschreiben sollten. Die rote Karte sollten wir jemanden in die andere Hand drücken, den wir uns als Chef vorstellen könnten. Gelb stand für einen Mitarbeiter, Blau für eine Person, die Einfluss auf uns hat und die grüne Karte solllte jemande bekommen, dem wir Vertrauen schenken. Dies sollte dabei so geschehen, dass wir beim zuschieben der Karten nicht indentifiziert werden sollten. Dabei hielt jeder seine freie Hand - in der anderen waren die eigenen, zu verteilenden Karten, hinter dem Rücken mit den Handflächen nach oben gerichtet.

Ein wenig überrascht war ich über das Ergebnis, als ich mehrere blaue Karten und eine grüne Karte erhielt. Anschließend setzten wir uns in einem Stuhlkreis zusammen und erläuterten, warum wir jemanden genau die Karte zugesteckt haben. Der letzte Schritt erinnerte mich stark daran, was man beim Soziogramm nicht machen sollte. Beim Soziogramm werden zwar auch die Beziehungen untereinander anonym offen gelegt, jedoch bezieht sich das eher auf die Sympathie zwischen den Teilnehmern. Wie dem auch sei, dieses Spiel hat doch viel dazu beigetragen, um herauszufinden, wie wir von anderen Personen gesehen werden. Hier wird also das Fremdbild bedient.

Dennoch ist die Definition des Fremdbildes meiner Meinung nach nicht ganz klar. Das Selbst würde ich als Ergebnis aus den Erinnerungen, den Bedürfnissen und Wünschen definieren. Wie wir uns selbst als Ganzes betrachten, bestimmt also das Selbstbild. Demnach ist das Fremdbild jenes Bild, welche andere von uns haben. Dabei sprechen wir aber immer von einem Bild, obwohl jeder die Welt durch seine eigene Brille sieht. Da die Wahrnehmung von Person zu Person variiert, existieren von der ein und der selben Person mehrere Fremdbilder. Und keiner vermag zu sagen, welches davon das richtige ist. Aber darum geht es mir nicht. Ich habe mich weiterhin gefragt, wie das Ergebnis wohl ausginge, wenn wir uns Teilnehmer untereinander nicht so (gut) kennen würden. Ich habe beispiesweise einer Kommilitonen die grüne Karte in die Hand gedrückt, mit der ich im Laufe dieses und letzten Semesters am meisten zutun gehabt habe. Natürlich auch, weil ich glaube, dass sie sehr vertrauenswürdig ist, was nicht heißt, dass es andere nicht sind.

Nur wem hätte ich diese Karte zugesteckt, wäre ich in einem Raum voller unbekannter Personen? Das Ergebnis wäre selbstvertsändlich ein anderes und vermutlich hätte ich dennoch alle meine Karten an die anderen Teilnehmer verteilt. Aber an welcher Eigenschaft hätte ich Vertrauen und Einfluss festgemacht? In dem fiktiven Fall müsste ich also andere Kriterien heranziehen, um eine Person als vertrauenswürdig einzustufen. Bloß welche wären das gewesen? Und vor allem, kann man dabei noch von einem Fremdbild sprechen? Mittlerweile kenne ich diese Person seit Anfang dieses Jahres, und aus diesem Grund würde ich sie nicht als fremd bezeichnen. Die Grenze zwischen dem Fremdbild und etwas anderem, was entsteht, wenn man eine Person näher kennenlernt, sind da sehr unscharf.

Meiner Meinung nach kann man da nicht mehr von einem Fremdbild sprechen. Vor allem stellt sich mir auch die Frage, welche Karten ich bekommen hätte, wenn wir uns alle untereinander unbekannt gewesen wären. Würde da das Ergebnis signifikant anders ausgefallen, d.h. würde ich Karten auch in anderer Farbe bekommen? Dieses Spiel kann ein sehr großes aha-Erlebnis auslösen, indem es uns zeigt, wie andere Personen uns sehen. Ob es tatsächlich das eigene Frembild ist, hängt davon ab, wie hoch der Bekanntheitsgrad untereinander ist.