Mittwoch, 17. August 2011

Mediation, nicht Meditation!

Na, wer hat beim ersten Lesen des Wortes Mediation, an das Wort Meditation gedacht? Mediation und Meditation sind dabei zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Letzteres würde hier wohl kaum reinpassen - oder vielleicht doch? Und ersteres werde ich nun versuchen zu beleuchten.

Mediation ist eine Technik zur betrieblichen und außergerichtlichen Lösung von Konflikten zwei, oder mehreren Parteien. Dabei stellt sich ein sogenanntes Mediationsteam vor, welches den Prozess der Konfliktlösung begleitet. Die Medianten (Konfliktparteien), sollen während des Prozesses die Mediation mit Inhalt füllen.
Doch wie verläuft eine sogenannte Mediation? Die Antwort ist recht einfach, obgleich die Durchführung die eigentlichen Knackpunkte enthält. Das ist unter anderem ein Grund, warum speziell für solche Fälle ein geschultes Mediationsteam benötigt wird. Der Mediationsprozess lässt sich kurz gesagt in 6 Phasen aufteilen.
Nach der Vorbereitung – die Phase 0 – in der die Basis (Termin, Ablauf, Kosten, Ort) geschaffen wird, geht es Rund in Phase 1:

Phase 1: Den sicheren Rahmen schaffen
Diese Phase ist unter anderem sehr wichtig, um die Grenzen aufzuzeigen, in dem sich alle Beteiligten bewegen sollen. Es werden Gesprächsregeln festgelegt, Verhaltensweisen definiert und das wichtigste in dem Punkt, eine Vertraulichkeit mit den Mediatoren hergestellt.

Phase 2: Darstellung des Konflikts
Hier sollen die Medianten ihre Position offen legen und aus ihrer Sicht darstellen. Das Mediationsteam versucht derweil die wichtigsten Themen herauszustellen und fasst diese zusammen. Das soll die Erfassung von Themenschwerpunkten erleichtern und ermöglicht das strukturierte Arbeiten.

Phase 3: Konflikterhellung
Nach dem die Konfliktparteien ihre Sicht der Dinge offen gelegt haben, sollen hier ihre Interessen und Bedürfnisse geklärt werden. Nehmen wir als Beispielmodell die 4 Seiten der Nachricht von Schulz von Thun, so stellt jede Nachricht die Information, Beziehung, Apelle & Selbstoffenbarung des Senders dar. Das hier und dort Konflikte entstehen, hat damit zu tun, dass eins oder mehrere Kanäle nicht vom Empfänger verstanden wurden, oder nur unzureichend genau vom Sender dargestellt wurden. Hier sollen die Parteien für diese Kommunikationskanäle sensibilisiert werden.

Phase 4: Lösungssuche
Stellen wir nun sowohl die Positionen, als auch die Erwartungen der Parteien gegenüber, ist es uns nun möglich, nach einer Lösung zu suchen. Diese beruht meist wohl auf einen Kompromiss. Jede Partei will natürlich ihre eigenen Interessen durchsetzen. Soll es aber zu einer Einigung kommen, müssen sich die Parteien auf einen Kompromiss einigen. Im Idealfall treffen sie sich hier in der Mitte. Als Werkzeug steht beispielweise das Brainstorming zur Verfügung. Wichtig dabei ist, dass alle Vorschläge zunächst unbewertet bleiben und kommentarlos notiert werden.

Phase 5: Lösungsvorschläge verhandeln
Aus der Fülle an Vorschlägen bewerten die Medianten nun diese, welche ihren Interessen am meisten zusagen. Aus den am besten bewerteten Vorschlägen sollen nun von allen Parteien diejenigen herausgesucht werden, welche für die konkrete Lösung des Problems hilfreich sind und die Interessen beider Parteien decken.

Phase 6: Planen erforderlicher Schritte und Abschluss der Vereinbarung
Sind die Lösungsvorschläge herausgearbeitet worden, fasst das Mediationsteam diese nun zusammen und prüft sie nach der Umsetzbarkeit. Gegebenenfalls müssen hier und da noch ein paar Anpassungen und Neuverhandlungen gemacht werden. Gemessen wird die Umsetzbarkeit an der „SMART“-Formel: spezifisch-messbar-ausführbar-realistisch-terminiert. Diese werden dann schriftlich verfasst und von den Parteien unterzeichnet.

Was ist mit der Umsetzbarkeit?
Ob die Durchführung so gelingt, wie beschrieben, kann ich aus eigener Erfahrung leider nicht schildern. Zunächst müssen wir das nun einmal so hinnehmen. Vielleicht hat schon wer Erfahrungen diesbezüglich gemacht und möchte diese hier schildern. Meiner Meinung nach stehe ich dem im Grunde sehr positiv gegenüber, da vor allem erst die Seiten der Parteien herausgestellt werden. Dann, und das ist meiner Meinung nach der wichtigste Punkt, wird der anderen Partei gezeigt, was mit dem Handeln und Kommunizieren erreicht werden sollte. Spätestens hier sollte den Parteien klar werden, dass der andere völlig missverstanden wurde. (Stichwort: Beziehung & Apelle der Nachricht). Ich kann erzählen so viel ich will. Solange mein Gegenüber nicht versteht, was ich von ihm will, kann ich noch so viel erzählen. Und wenn meine Laute im schlimmsten Falle noch falsch verstanden werden, ist der Konflikt vorprogrammiert.

Und warum der Gang zum Mediator, anstatt zum Richter?
Dazu braucht man sich eigentlich nur den Ausgang eines solchen Prozesses anschauen. Beim Gerichtsprozess wird fast schon willkürlich entschieden, wer Recht hat und wer im Unrecht ist. Dass dabei eine Partei gewinnt und die andere verliert ist absehbar. Wohin gegen beim Mediationsprozess die Ziele und Interessen beider Parteien berücksichtigt werden sollen. Noch dazu sind es die Parteien, die den Weg des Kompromisses einschlagen. Das heißt es kommt nur zu einer Einigung, wenn alle Parteien sich gleichwohl behandelt fühlen. Noch dazu verspricht dieser Weg auch eine schnellere Lösung des Konfliktes, während ein Gerichtsprozess sich über Wochen, Monate hinausziehen kann, bevor es zu einem Urteil kommt. Die Beilegung des Konfliktes beim Mediationsprozess ist zudem nachhaltig orientiert. Wenn ich mit der Konfliktpartei auseinander gehe, haben wir in der Regel einen Kompromiss gefunden, der uns beide zufrieden stellt. Beim Gerichtsurteil wird dies wohl kaum möglich sein. Womöglich werde ich mit der anderen Partei nie wieder freiwillig ein Wort wechseln.

Quelle: Weckert, Al; Oboth, Monika (2011): Mediation für Dummies ; [Konflikte wirkungsvoll klären]. 1. Aufl. Weinheim: Wiley-VCH ( für Dummies).

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