Mittwoch, 3. August 2011

"Man kann nicht nicht kommunizieren"

Paul Watzlawick. Heute will ich mal eine kleine Einführung in die Kommunikationspsychologie kommunizieren. Beschäftigt man sich mit dem Herrn Watzlawick, stößt man recht schnell auf die 5 Axiome der Kommunikation. „Man kann nicht nicht kommunizieren“ ist eines davon. Warum? Denn jede Kommunikation ist eine Form von Verhalten und jetzt versuchen Sie mal sich nicht zu verhalten. Schwierig, oder? Wodurch drückt sich Verhalten aus? Die Aufzählung beginnt mit der Gestik, Mimik, Stimme, Körperhaltung, Blickkontakt und endet mit dem räumlichen Abstand, körperliche Berührung und der Staffage (Kleidung, Frisur, Statussymbole usw.). Spätestens nach dieser Aufzählung sollte klar sein, wie schwer bzw. unmöglich es ist, nicht zu kommunizieren. Selbst wenn wir einfach nur da sitzen, in einem Raum, vielleicht einem Wartezimmer, drücken wir beispielsweise durch unsere Mimik unsere Stimmung aus. Vielleicht kommuniziert unsere Kleidung gerade unsere politische Richtung. Oder der Blickkontakt, wie Intro bzw. Extrovertiert wir gerade sind. Diese Beispiele lassen sich beliebig fortsetzen. Was signalisiert wohl gerade die Thermoskanne neben meinem Laptop? Ja auch Objekte sind eine Form von Kommunikation! Oder wer würde bei einem Ring am Ringfinger eines Paares nicht davon ausgehen, dass sie verheiratet sein könnten?

2. Axiom: Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt
In jeder Form von Kommunikation gibt es einen Sender und einen Empfänger. Beim Inhaltsaspekt soll die eigentliche Information vermittelt werden. Doch der Beziehungsaspekt bestimmt, wie die Nachricht beim Empfänger ankommt. Spätestens hier merkt man, dass der Inhaltsaspekt vom Beziehungsaspekt bestimmt wird. Was will ich damit sagen? Beim Sender und Empfänger kommt es immer auf die Beziehung zueinander an, wie die Nachricht ankommt. Wer war denn noch nicht in der Situation, in der man dazu gezwungen wurde zu sagen: „Das war doch nicht so gemeint!“? Wie kommen solche Missverständnisse zustande? Habe ich mich nicht verständlich ausgedrückt? Habe ich undeutlich gesprochen? Oder will mich mein Gegenüber einfach nicht verstehen? Hier lässt sich meiner Meinung nach sehr gut das Modell von Schulz von Thun integrieren, der von den 4 Seiten der Nachricht spricht. Diese sind Sympathie und Antipathie, und Unter- bzw. Überordnung. So kann selbst ein Lob vom jemandem abgewertet werden, dem man negativ gegenüber eingestellt ist. Nehmen wir mal die Aussage: „Das ist aber eine schöne Uhr, die du trägst.“ Von einem Freund würden wir also erwarten, dass ihm diese Uhr wirklich gefällt. Wir erzählen ihm, wo wir sie gekauft haben, was uns an ihr so gefällt und dass sie doch gar nicht so teuer war. Und wie ist das mit jemandem, den man gar nicht leiden kann? „Ach, der will sich doch nur einschleimen!“. Bei der Aussage versuchen wir dabei die Gestik, Mimik usw. vom Sender zu interpretieren. Letztendlich spielt aber die Beziehung zwischen Sender und Empfänger die entscheidende Rolle, wie wir die Nachricht auffassen.

3. Axiom: Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung
Wollen wir als Sender jemandem etwas kommunizieren, so hat dies wohl eine Ursache. Beim Empfänger löst diese Nachricht eine Reaktion/Wirkung aus. Nehmen wir als Beispiel ein Pärchen, welches schon seit Jahren zusammen lebt. Hier könnte es so aussehen: Sie nörgelt, weil Er sich ständig zurückzieht. Dabei zieht Er sich ständig zurück, weil Sie nur am Nörgeln ist. Der Teufelskreis sollte hier schon erkennbar sein. Die Reaktion von Ihr hat eine Ursache, die von Ihm ausgeht und umgekehrt. Hier liegt offenbar eine Störung vor. Bei diesem Problem geht jede Position davon aus, dass der Andere dieselbe Information besitzt, wie man selbst. Durch die subjektive Wahrnehmung passiert dann genau das, was der gestörte Kommunikationspartner prophezeit hat. (http://www.paulwatzlawick.de/axiome.html)

4. Axiom: Menschliche Kommunikation bedient sich immer analoger und digitaler Modalitäten
Dieses Axiom ist eng mit dem 2. verknüpft. Während die digitale Ebene die Inhalte übermittelt, welche komplexes Wissen und logische Verknüpfungen beinhaltet, so bezieht sich die analoge Ebene auf den Beziehungsaspekt. Dabei geht es allerdings nicht darum, wie die Nachricht beim Empfänger ankommt, sondern was der Sender damit sagen will. Wenn ich jemandem also ein Packung Pralinen schenke, so könnte ich damit sagen wollen, dass ich der beschenkten Person einfach etwas Gutes tun wollte, oder dass ich aufgrund eines Ereignisses ein schlechtes Gewissen habe, welches ich damit wieder gut machen will.

5. Axiom: Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär
Ob die Kommunikation zwischen zwei Partnern symmetrisch oder komplementär ist, hängt von der Beziehung zueinander ab. Bei symmetrischer Kommunikation handelt es sich hier um zwei gleichstarke Partner, welche versuchen eine Gleichheit zueinander aufzustellen (Minimierung von Ungleichheiten). Bei komplementärer Kommunikation handelt es sich um zwei ungleichstarke Partner, wie sie zum Beispiel in einer Beziehung zwischen Chef und Angestellte herrscht. Beide Kommunikationspartner ergänzen sich also in ihrem Verhalten. Probleme treten allerdings dann auf, wenn eine Seite das Gefühl hat, die andere Seite würde ihren Teil nicht erledigen. „Mein Chef ist unfähig und tut den ganzen Tag nichts als rumzusitzen“. Da hilft es nur, wenn beide sich an einen Tisch setzen und ihre Probleme schildern, um Missverständnisse zu vermeiden. Oft aber verhärten sich die Fronten so sehr, dass keine vernünftige Kommunikation mehr möglich ist.

Eine kleine Ausführung zur Problemlösung gibt es in dieser Quelle: http://www.paulwatzlawick.de/axiome.html
Weitere Quelle: Auhagen, Ann Elisabeth; Bierhoff, Hans-Werner (2003): Angewandte Sozialpsychologie. Das Praxishandbuch. 1. Aufl. Weinheim: Beltz PVU.

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