Montag, 4. Juli 2011

Warum ist Diversität im Unternehmen so wichtig?

Diversity Management ist in Unternehmerkreisen in aller Munde. Zumindest, wenn man den Aussagen meiner Dozentin Glauben schenken darf. Im Rahmen meiner anstehenden Klausur im Fach Kulturpsychologie & Interkulturelle Psychologie habe ich mir diesbezüglich ein paar Gedanken gemacht.
Diversity Management, so heißt das Wort, welches mir schon seit Tagen vorschwebt. Aber was genau ist Diversity Management? Wie setzt man es um? Was bringt es mir für einen Nutzen? Ist das nicht wieder ein neuer Kostenfaktor, geschaffen von Psychologen im Unternehmen, die kaum einen betriebswirtschaftlichen Hintergrund im Studium erfahren haben?
Aber alles der Reihe nach. Der Begriff Diversity bedeutet ins Deutsche übersetzt „Vielfalt“. Diese Vielfalt lässt sich in vielerlei Hinsichten interpretieren. Im Zusammenhang eines Unternehmens wird hier besonders Bezug auf die ethnische und kulturelle Vielfalt Wert gelegt. Kulturelle Vielfalt hat dabei viele Gesichter. Denn betrachtet man diese, stellt man fest, dass sich die Cultural Diversity nicht nur im innerbetrieblichen Wesen auffinden lässt. Sobald das Unternehmen – und das sollte es – Kontakte mit Kunden und Geschäftspartnern tätigt, bekommt die Diversität einen besonderen Stellenwert. Egal in welche Richtung das Unternehmer bzw. das Unternehmen sozialen Kontakt mit der Außenwelt hat, birgt es sowohl Risiken, als auch Chancen in unserer heutigen schnelllebigen Welt, in denen der Anteil an Migranten ein nicht zu verachtendes Maß annimmt. Dabei sollten Einstellungen, Bedürfnisse, Verhaltensweisen, Wahrnehmungen und Sprache der jeweiligen Kultur berücksichtigt werden.

Welche Gründe sprechen für eine kulturelle Öffnung?

Stellen wir uns vor, wir untersuchen zwei internationale Unternehmen auf ihre soziale Wirkung im innerbetrieblichen und im außerbetrieblichen Wesen. Das eine ist eine konventionell strukturierte Unternehmung, in denen Produktivität, Gewinn und geringe Kosten, also die Hardfacts Vorrang haben. Auf der gegenüberliegenden Seite habe wir ein Unternehmen, welches natürlich auch vom Güterverkehr profitieren will, um am Markt bestehen zu können. Allerdings rücken die Softskills weiter in den Vordergrund. Im Hinblick auf die hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Kunde im internationalen Markt aus einer anderen Kultur kommt, und somit eine andere Sprache, Verhandlungs- und Verhaltensweise zeigt, lässt sich unschwer erkennen, wer im Kontakt mit dem Kunden eine höhere Erfolgschance hat. Die Türe zur besseren Kundenansprache und der Erschließung neuer Märkte, steht für denjenigen offen, der sich mit den kulturellen Gegebenheiten seines Gegenübers auskennt und weiß damit umzugehen. Natürlich kann man diese Punkte auch von der anderen Seite sehen. Warum sollte sich ein Unternehmen dem anderen anpassen, wenn der Geschäftspartner sich ebenso verhalten könnte, der doch seine Konsumbedürfnisse befriedigen will. Allerdings sehe ich die Basis einer erfolgreichen Verhandlung „nur“ in einem Kompromiss. Denn so erziele ich ein Ergebnis, in dem beide Parteien zufrieden sein können. Und dass ist essentiell für einen nachhaltigen Kundenstamm.
Nicht zu unterschätzen sind auch die unterschiedlichen Verhaltens- und Denkweisen im interkulturellen Vergleich. Natürlich stellt sich die Frage, wie der Gegenüber behandelt werden möchte. Dass sich der Kunde bzw. Geschäftspartner wohlfühlen will, darüber muss man nicht diskutieren, allerdings kann allein schon die Begrüßung diverse Stolpersteine versteckt halten. Wenn sich zwei Fremde deutscher Herkunft begegnen, ist meist auch ein Händedruck nicht weit. In Japan hingegen wird dies nicht gern‘ gesehen. Dort beschränkt man sich auf eine Verbeugung zueinander, bei der der Rangniedrigere jedoch die Tiefere als Zeichen des Respektes machen sollte. In den USA ist nicht jeder „friend“ auch ein Freund, sondern kann auch ein entfernter Bekannter sein. Erst bei „good friend“ oder „old friend“ darf davon ausgegangen werden, dass dieser eine engere Beziehung zu der angesprochenen Person hat. Schauen wir auf die Verhaltensweisen in den Kulturen, lassen sich nach dem Anthropologen Edward T. Hall die Dimensionen durch die Pole „high-context-culture“ und „low-context-culture“ einerseits und in monochronistische und polychronistische Kulturen andererseits einteilen. (J. Bolton, 2001) Die Chance besteht darin, diese Dimensionen zu kennen und damit umgehen zu können, um ein angenehmes Klima zwischen den Parteien herzustellen. Daraus ergibt sich eine vielfältige kulturelle Bereicherung und ein Abbau von Stereotypen und Vorurteilen, die durch wechselseitiges Lernen geschaffen werden. Durch den größeren Pool an Wissen und Denkmustern kann die Kreativität und Problemlösungskompetenz enorm gesteigert werden. Das flexible Unternehmertum hat hier einen großen Vorsprung gegenüber den alten Unternehmensstrukturen.
Auf der einen Seite hört es sich jetzt so an, als könne Diversität ziemlich kompliziert werden. Ist es auch. Auf der anderen Seite beinhaltet das Cultural Diversity Management (CDM) auch viele ökonomische Vorteile. Erfolgreiches CDM ermöglicht dem Unternehmen Fachkräfte aus anderen Regionen unserer Erde zu rekrutieren und schneller zu integrieren als solche, die dem Managementsystem eher skeptisch gegenüber stehen. Natürlich müssen hier erst die Sprach- und Qualifikationsbarrieren überwunden werden. Es ist eben nicht so einfach, Personal mit Migrationshintergrund in Abteilungen einzugliedern, in denen besondere Sprachfertigkeiten besonders wichtig sind. Da eine Medaille aber immer zwei Seiten hat, ist der Kundenkontakt zu „Landsleuten“ besonders sinnvoll. So eignen sich diese Fachkräfte beispielsweise sehr im Export oder bei der Kundenakquise.

Das Verhältnis zu Geschäftspartnern

Es dürfte dem Unternehmer nicht unbekannt sein, dass Kontakte mit Geschäftspartnern für das Bestehen des Unternehmens existenziell sind. Doch wie geht man mit Ihnen um? Haben Sie schon einmal versucht das passende Geschenk für einen potenziellen Geschäftskunden zu finden? Gar nicht so einfach, wenn man sich über die Vorzüge und Symbole asiatischer Kulturen Gedanken macht. So ist eine Flasche guter Scotch für den Japaner sehr reizvoll, da viele Geschäfte in deren Kreisen unter Alkoholeinfluss stattfinden. Nur wer trinkfest ist, hat da auch eine Chance. In China wird Alkohol wiederum nicht gerne gesehen. Auch sollte tunlichst vermieden werden, Rosen in weißer Farbe zu verschenken. Denn die Farbe Weiß gilt dort als Farbe des Todes. Und wie reagiert man, wenn ein Mexikaner einem plötzlich einen Zuckergussschädel mit Ihrem Namen auf der Stirn schenken will?
Sie merken, dass kulturelle Vielfalt allgegenwärtig ist. Es lohnt sich, vor dem ersten Kontakt sich mit den Gegebenheiten und Traditionen des Landes auseinanderzusetzen, bevor versucht wird, dort Fuß zu fassen. Ist dies gelungen – und lässt man die allgemeine Chemie, die stimmen sollte, außen vor – so steht einem guten Geschäftskontakt nichts mehr im Wege. Andere Verhaltens- und Denkmuster können zur eigenen Bereicherung beitragen und mal ehrlich, werden manche Dinge mal von einem anderen Blickwinkel betrachtet, so können sich Lösungswege eröffnen, die einem vorher verwehrt geblieben wären.

Und der Kostenfaktor?

Natürlich ist die Implementierung eines solchen Diversity Managements eine nervenaufreibende Sache. Vor allem ist es schwierig, die alten Hasen davon zu überzeugen, die schon seit 30 Jahren ihren Job machen. Grundsätzlich ist dies eine Aufgabe des Personalmanagements und erfordert viele Schulungen, um den Personaler für Cultural Diversity zu sensibilisieren. Allerdings sehe ich im Gegenzug zu den Fortbildungskosten einen großen Vorteil in der Imageverbesserung des Unternehmens und dies schafft so eine hohe Attraktivität für zukünftige Fachkräfte im Unternehmen.

Mein Fazit

Wenn ich mir die 1000 Worte, die ich hier niedergeschrieben habe mal so anschaue, beschränkt sich meine Sicht über Diversity auf die kulturellen Gegebenheiten in unserer schnelllebigen Gesellschaft. Allerdings beinhaltet dieses Thema nicht nur die Vielfalt im kulturellen Sinne, sondern auch im Geschlechtlichen, Alter oder auch in unseren bestehenden Gesellschaftsschichten. Das würde allerdings hier den Rahmen sprengen und ebenfalls nicht mehr in den Grenzen meiner bevorstehenden Klausur passen. Zumindest hoffe ich einigermaßen klar gemacht zu haben, wie wichtig es ist, sich über dieses Thema ein paar Gedanken zu machen, um aus der kulturellen Vielfalt nicht ein Hindernis, sondern eine neue Chance zu sehen, die unsere Gesellschaft, das Unternehmertum und persönlichen kognitiven Fähigkeiten verbessert.
Quelle: Diversity Management, Unternehmens- und Personalpolitik der Vielfalt (2006)
Hrsg: Manfred Becker, Alina Seidel (Schäffer-Poeschel Verlag Stuttgart)

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