Montag, 11. Juli 2011

Weg mit den Vorurteilen!

Ich habe es ja bereits angedroht. Beschäftigt habe ich mich in den letzten Tagen mit dem Thema: Wie beseitige ich Vorurteile? Wer jetzt meint, ein Patentrezept vorzufinden oder eine Anleitung, mit der sich alle Vorurteile in Luft auflösen, den muss ich leider enttäuschen.
Denn Fakt ist, dass das „verlernen“ von Stereotypen und Vorurteilen ein langer Prozess ist und auch nicht auf Anhieb gelingt. Zudem gehört eine vernünftige Portion Motivation dazu. Anders gesagt, man muss es wirklich wollen. Zur Vermeidung von Stereotypen gibt es den Ansatz des Umlernens. Stereotype können verlernt werden, wenn ein Umlernen stattfindet, in dem man dem Stereotyp ein entgegengesetztes Ereignis gegenüber stellt. Beim Stereotyp, Frau = schlecht einparken müsste man also ein Ereignis entgegenbringen, in der die Frau es schafft, gleich beim ersten Versuch das Auto nahezu perfekt in der Parklücke zu platzieren. Zugegebenermaßen ist das ein schwieriges Unterfangen. Allerdings muss hierauf Acht gegeben werden, dass diese Ereignisse in gehäufter Form auftreten. Sonst laufen sie Gefahr, als Ausnahme abgestempelt zu werden und verlieren somit ihre Wirkung.
Du hast dir bestimmt schon mal selbst Verboten, gerade nicht über etwas nachzudenken. Sozusagen ein Gedankenverbot vergehängt. Sei es über die Ex, oder der Chef, der einen ganz schön in Rage bringen kann. Wie schwer ist es dir gefallen, dieses Verbot einzuhalten? Wahrscheinlich sehr, sehr schwer. Gedankenverbote können fatal sein. Wenn wir versuchen, an etwas nicht zu denken, so tun wir es umso mehr. Dies nennt man den Boomerrangeffekt. Denn seien wir mal ehrlich. Was gibt es reizvolleres, als uns selbst gesetzte Verbote zu verletzen? – Na also!
Leichter sollte es da fallen, an etwas anderes zu denken. Wir schaffen uns also Gedanken, mit denen wir uns vor den eigentlichen Gedanken, an die wir nicht denken wollen, ablenken. Vielleicht denken wir dabei an den vergangenen Urlaub auf den Kanaren? Oder wie gut Omas Eintopf letzten Sonntag geschmeckt hat? Mit dieser Strategie können wir unser Gehirn relativ leicht überlisten an etwas nicht zu denken und verringern dabei noch den sogenannten Boomerrangeffekt.
Doch wie entsteht dieser Boomerrangeffekt? Psychologen glauben, dass dieser Effekt dann auftritt, wenn wir gewisse Ziele „aktivieren“. Versuchen wir gerade nicht an die nächste Mahlzeit zu denken, sei sie noch so lecker, so aktivieren wir die Gedächtnisspur „Essen“. Und Ziele, die aktiviert werden, wollen natürlich erreicht werden. Wenn wir gewisse Dinge unterdrücken wollen, aktivieren wir parallel dazu das Ziel, das Verbotene zu tun. Allerdings kann die Aktivierung unterdrückt werden, wenn die Schwierigkeit das Ziel zu erreichen, nicht von uns selbst abhängt. Allein die Einsicht, dass das Ziel der Gedächtnisunterdrückung ein Phänomen ist, welches allen Menschen schwer fällt, reduziert den Boomerrangeffekt.
Fassen wir mal kurz zusammen: Wollen wir den Boomerrangeffekt reduzieren, versuchen wir die Schwierigkeit der Unterdrückung nicht auf uns selbst zu beziehen, oder wir verwenden ablenkende Gedanken. Kurz gesagt, wir verstehen gewisse Dinge zu verhindern, wenn wir verstehen, wie sie entstehen. Aus diesem Grund habe ich meine vorherigen Artikel zu Vorurteile und Stereotype verfasst.
*ERGÄNZUNG*
Da war ich wohl etwas zu voreilig. Denn eigentlich ist es mein Ziel, einen Bogen der Effekte zur Wirtschaft zu schlagen. Da wo Menschen zusammen leben, entstehen Vorurteile. Gegenüber dem Chef, der Putzfrau oder Arbeitskollegen, aber vor allem gegenüber Minderheiten. Diese Vorurteile gilt es natürlich zu verhindern, um das Arbeitsklima nicht zu gefährden. Nicht zu selten gleiten diese Vorurteile, speziell gegenüber Minderheiten in Diskriminierung über und dies gilt es zu verhindern. Da der Mensch jedoch oft dazu neigt, eigene Fehler nicht einzugestehen oder gar zu erkennen, stellt sich die Frage, wie erkenne ich überhaupt diskriminierendes Verhalten? Und wo beginnt diskriminierendes Verhalten?
Oft schon da, wo es um die Bewertung der Mitarbeiter geht. Ein Vorgesetzter mit vorhandener Leitungsspanne kommt früher oder später zu der Aufgabe, seine Kollegen zu bewerten. Und da fängt es schon an. Könnte es vielleicht sein, dass Minderheiten bzw. Gruppen von Menschen schlechter bewertet werden, weil sie gewisse Merkmale aufweisen, die den Vorgesetzten suspekt erscheinen? Und das, obwohl sie mindestens die gleiche Leistung bringen, wie andere? Leider passiert das zu oft.
Erkennen lässt sich das oft nur durch systematische Beobachtungen. Dazu muss man eben auch mal einen Blick in die vergangenen Bewertungsphasen werfen und ggf. Statistiken aufstellen. Aber wie verhindere ich diese Effekte? Wie wir bereits wissen, lässt sich das verbieten gewisser Gedanken nicht einfach so umsetzen. Zunächst sollte erst einmal Kontakt zu diesen Gruppen hergestellt werden. Nicht nur mit dem Vorgesetzten, sondern auch mit deren Kollegen, um Meinungen aus einem anderen Blickwinkel einzuholen. Diese negativen Emotionen müssen jedem Mitglied der Gruppe bewusst gemacht werden. Wir Menschen haben die Fähigkeit, Emotionen zu unterdrücken, im Gegensatz zum Tier. Wenn sich ein Hund freut, dann wedelt er mit dem Schwanz. Wir Menschen könne trotz Freude dem Gegenüber das Gefühl vermitteln, tiefgründig depressiv zu sein. Leider können solche Maßnahmen auch dazu führen, dass sich diese Fronten verhärten und es zur Eskalation kommt. In US-Amerikanischen Schulen gab es teils Mord & Totschlag, als schwarze und weiße Schüler plötzlich in einem Klassenraum unterrichtet wurden. Es sollten Aufgaben verteilt werden, die in gewisser Weise nur gemeinsam erledigt werden können. Dort soll sich dann herausstellen, dass beispielsweise nicht die Hautfarbe für die Leistung im Büro verantwortlich ist. Eher ist es für Angehörige der Minderheitengruppen deutlich bewusst, dass sie einer solche angehören und von anderen Mitarbeitern diskriminiert werden. Diese versuchen potenzielle Konflikte aus dem Weg zu gehen und wirken gegenüber ihren Arbeitskollegen weniger Kooperativ und eher Schüchtern. Ein Teufelskreis. Denn je weniger man versucht, etwas gegen diese Stigmatisierung zu unternehmen, umso deutlicher stechen sie wohl heraus.
Das solls erstmal gewesen sein. Natürlich gibt es auch hier wieder eine menge Raum für Diskussionen. Also bitte, your turn. J
Quelle: Kleine Einführung in das SchubladenDenken von Jens Förster

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