Dienstag, 26. Juli 2011

Wie unsere Wahrnehmung unser Handeln bestimmt

In Anlehnung eines Beitrags von Dr. C. Sander möchte ich noch ein paar Worte über unsere soziale Wahrnehmung verlieren. Ich behaupte, und ich bin sicher nicht der Einzige mit dieser Meinung, das Modell des rational denkenden Menschen ist und bleibt wohl eine Wunschvorstellung. In dem Beitrag geht es darum, wie unsere subjektive Wirklichkeit in unserem Kopf entsteht. Denn das, was wir in unserem Gehirn aufnehmen, verarbeiten und interpretieren ist zugegebenermaßen wenig objektiv. Seien wir mal ehrlich. Wer entscheidet, ob derjenige, der eine Person nach einer Zigarette fragt, ein Schnorrer ist, oder ob dieser einfach seine sozialen Bedürfnisse befriedigen will? Stellen wir uns einen scheinbar Obdachlosen vor, würden wir ihm wohl die Rolle des Schnorrers zuschreiben, während ein Anderer, der in gesellschaftlichen Kreisen als attraktiv gilt, eher als extrovertierter Mensch bewertet wird, der mit anderen Menschen in Kontakt treten will. Wem ist der Otto-Normal-Raucher wohl eher geneigt, seine vielleicht letzte Zigarette zu geben? Doch warum ist das so?
Unser Gehirn wird ständig den von uns umgebenen Reizen ausgesetzt, die es zu verarbeiten gilt. Sei es die Farbe der Wand, auf die wir schauen, den Lärm, den ein vorbeifahrendes Auto verursacht oder der Hund, der neben uns sitzt und einen bestialischen Mundgeruch besitzt? Vor allem wenn wir uns auf Interaktionen mit anderen Menschen einlassen, spielen Gestik, Körperhaltung, Sprache, Mimik usw. usf. eine essentielle Rolle, um die Absicht des Gegenübers richtig zu interpretieren. Unser Gehirn könnte jetzt natürlich versuchen, all‘ diese Reize voll aufzunehmen, zu verarbeiten und letztlich zu interpretieren. Dies würde aber sehr schnell zu einer Reizüberflutung führen. Unser Gehirn ist wie gelähmt und versteht plötzlich nur noch die Hälfte, was der Andere uns sagt. Im schlimmsten Fall sind wir nicht mehr in der Lage, auch nur ein vernünftiges Wort zustande zu bringen. Um das zu verhindern, verwenden wir bestimmte Mechanismen, um uns schnell eine Orientierung für unsere Entscheidungen und unser Handeln treffen zu können. Wir stellen sozusagen ein Regelwerk auf, um wesentliche Aspekte zu erkennen und ihnen eine Bedeutung zuzuordnen. So wird versucht, mit möglichst wenigen Informationen, ein Gesamtbild zu erzeugen, das möglichst genau dem entspricht, was unser Gegenüber eigentlich von uns will. Dass es dabei zu Fehlern kommt, ist abzusehen. Vor einigen Wochen habe ich über die Funktion, Wirkung und Vermeidung von Stereotypen und Vorurteilen geschrieben. Dies ist solch ein Mechanismus. Wir versuchen von unseren bisherigen Wissensbeständen eine Hypothese aufzustellen, unter der unsere Wahrnehmung und Beurteilung von Personen und der sozialen Ereignisse vorgenommen wird. Dabei können auch viele Effekte wie die Wahrnehmungsverzerrung, oder der primacy-effect auftreten. Oder habt ihr schon einmal was vom Halo-Effekt gehört? Ein paar werde ich versuchen in weiteren Beiträgen erläutern.
Bis dahin, wünsche ich noch eine angenehme Woche ;)

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